Die Telekom auf der IFA 2012

Ich habe mich ja am Freitag auf den Weg zur IFA nach Berlin gemacht, damit ich euch mal ein paar Eindrücke mitbringen kann.

Die Telekom auf der IFA - im Zeichen von Mobilfunk?

Aus der Telekom Entertain Sicht ist Entertain to go sicher das Interessanteste, was es zu sehen gab – aber dazu später mehr 🙂

Joyn – der SMS Nachfolger ab Dezember bei der Telekom

SMS? Kennt ihr sie noch? Das sind die Dinger die man für teures Geld verschickt hatte, bevor man teure Smartphones hatte, die nun alle iMessage und WhatsApp können. Was kann es? Man kann sich Messages, Bilder, Videos, Dateien und so ein Gedöns zuschicken und Videotelefonate machen. Videotelefonate? Moment, da war doch mal was? Anfang dieses Jahrtausends wurde deswegen UMTS eingeführt.

Telekom Joyn

Das tolle daran ist, dass joyn (bis auf die Videotelefonie) für alle Telekom (T-Mobile) Kunden kostenlos sein wird, die eine SMS oder Datenflatrate haben. Das noch viel tollerere ist, dass das Volumen, welches dort anfällt, nicht gegen euer Inklusivvolumen gerechnet wird. Als Telekom Entertain Kunde könnt ihr joyn ab 2013 auch irgendwie nutzen.

Spotify – Musikstreaming ohne Limit

Telekom Spotify

Spotify ist ein Musikstreamingdienst, der über 18 Millionen Tracks in der Library hat, aus denen Ihr wählen könnt, wenn ihr dieses Partnerangebot der Telekom für unter 10 Euro (Option) monatlich zu eurem Mobilfunktarif hinzubucht. Man kann auf seinem iPhone oder Android Smartphone, Tablets und Rechnern mit der Software Playlisten für die Offlinewiedergabe synchronisieren und auch Sachen direkt streamen. Dabei fällt eine Menge Datenvolumen an, die euer Inklusivvolumen recht schnell aufzehren würden. Doch da hat sich die Telekom was einfallen lassen. Das von Spotify genutzte Volumen wird in den Tarifen nicht von eurem Datenvolumen abgezogen.

De-Mail – Digitale Signatur war gestern

Telekom De-Mail

De-Mail, oder eFax 2.0, wird bei der Telekom auch durch die IFA getrieben – man kann sich registrieren, wenn man seinen Personalausweis dabei hat. Habe ich gemacht und es tat nicht weh. Wer also will kann mir unter vorname.nachname ät t-online.de-mail.de (ohne Zähler bei mir!) eine De-Mail schicken. Hübsche Adresse, nicht? 😉

Mit so einer De-Mail Adresse könnt ihr jetzt noch nicht viel reißen, doch in den nächsten Jahren kommen sicher (ganz bestimmt ;)) viele Unternehmen und Behörden hinzu, mit denen ihr dann rechtlich verbindlich kommunizieren könnt. Dann könnt ihr endlich mal euer Fitness-Studio Abo kündigen, wo ihr schon seit einem Jahr nicht mehr hin geht – oder aber auch den Telekom-Anschluss, denn die De-Mail Funktion ist unabhängig von dem Anschluss.

LTE – Highspeedsurfen bis das Volumen weg ist

Telekom LTE

Das Telekom LTE Netz ist geil – keine Frage – also zumindest das 1,8 GHz Netz im Ruhrgebiet bietet mir zu Hause und unterwegs 75 Mbit/s im Download und 30 Mbit/s im Upload. Da träume ich mit meinem VDSL25 Anschluss nur von. Doch was tun, damit man es nutzen kann? Einen Mobile Data XL Tarif oder einen Complete Mobile Tarif mit der neuen Speed Option LTE. Wenn ihr mich fragt, dann ist die neue Speed Option LTE eine Mogelpackung. Wie bei Speed On wird das Volumen verdoppelt – als Option mit 3 Monaten Laufzeit – und man hat statt 21,6 Mbit/s theoretisch 100 Mbit/s – zum doppelten Preis von der flexiblen Speed On Geschichte. Für Smartphone Nutzer, auch wenn sie ein LTE Smartphone haben, stellt sich die Frage eigentlich nicht. Das wird erst interessant, wenn man MultiSIMs in einem Speedstick LTE oder einem mobilen Router hat und dann ist selbst das doppelte Volumen der Datentarife ein schlechter Witz.

Aber halt Stopp! Dafür gibt es doch Joyn und Spotify – diese Dienste bzw. Optionen hebeln ja quasi schon dieses Volumenlimit auf.

Entertain to go – wie koffeinfreier Kaffee zum mitnehmen

Telekom Entertain to go

Die Idee von Entertain to go ist toll. Uns wurde ein Showcase gezeigt, wie es mal aussehen soll. Viele Rückfragen mündeten in „das wird erst später unterstützt“, „da haben wir keine Lizenzen für“, „da will Apple 30% vom Umsatz abhaben, das übersteigt die Marge bei weitem“ oder „öhm, das steht noch nicht fest“.

Was kann denn nun Entertain to go denn nun und was nicht?

Man kann an seinem iPad (oder Computer, Smartphone, Tablet) eine Sendung aus einen der 40 Livekanäle schauen – keine Sorge, die RTL Gruppe wird uns wohl erspart bleiben (siehe Floskel 2) – und von iPad auf TV wechseln. Das Anwendungsbeispiel stelle ich mir so vor. Ihr guckt gerade Tatort in der ARD und wartet eigentlich auf eine Werbeunterbrechung, weil ihr mal dringend wo hin müsstet, doch es kommt keine. Timeshift ist auch doof, weil die Freunde und Bekannte ja dadrüber twittern. Also ab mit dem Bild auf das iPad und damit in die Küche düsen und fix ein schönes kühles Blondes vom Kronkorken befreien und wieder zurück auf die Couch und das Bild wieder auf dem Fernseher wiedergeben. Aufnahmen planen – nicht Aufnahmen vom Mediareceiver anschauen (siehe Floskel 2), geliehene Videos anschauen – nicht Videos leihen (siehe Floskel 3).

Dann wirkte die Entertain to go App ein wenig wie ein aufgeblähter Programm-Manager, den es ja heute auch schon gibt, mit der Möglichkeit Sendungen am PC oder mobilen Geräte umzuschalten.

Eine mobile Nutzung von Entertain to go über 3G und LTE ist zum Start wohl noch nicht möglich – aus lizenzrechtlichen Gründen und nicht, weil man einen http-Stream in h.264 mit variabler Bitrate nicht durch die Luft bekommen würde. Auch am eigenen Entertain Anschluss laufen die Entertain to go Geschichten nicht über VLAN8 wie der normale IPTV Traffic, sondern über VLAN7, wo das normale Internet drüber abgewickelt wird.

Wird Entertain to go zum Erfolg?

Jein. Die Idee, die da hinter steht ist eigentlich toll. Wir konsumieren immer weniger auf den primären Fernsehgeräten. Man schaut hier mal die und da mal jenes. Doch so ein Entertain to go ist doch wie ein Kaffee to go ohne Koffein, wenn man nicht wenigstens die Aufnahmen vom eigenen Mediareceiver schauen kann oder die App mobile per 3G oder LTE nutzen kann. Dafür würde ich dann auch sagen, dass 4,95 Euro ein spitzen Preis wäre, wenn der mobile Traffic inklusive wäre. 😉

Darf es noch ein wenig mehr unlimitiertes Datenvolumen für einen Dienst sein?

Der Vorreiter war MobileTV, jetzt kommt Spotify und irgendwann noch Entertain to go – hier werden gewisse Dienste von der Anrechnung ans Datenvolumen ausgeschlossen. Ohne diesen Ausschluss wäre ein sinnvoller Einsatz überhaupt nicht möglich. Doch wer definiert dieses?

Auf meiner Wunschliste wäre iTunes Match, AppStore, Apple und Windows Updates, Youtube, Vimedo, Twitter, Facebook, uvm – diese Liste lässt sich beliebig ergänzen. Das mobile Datenvolumen wird in den so genannten Flatrates versucht möglich klein zu halten, damit man das Netz schützt – doch plötzlich gibt es für einige bandbreitenhungrige Dienste Ausnahmen. Im Mobilfunk gibt es Positivlisten – drohen uns im Festnetz-Bereich fürs Internet bald Negativlisten, Fairuse oder Facebook-Optionen?

Kleines Fazit zur IFA bei der Telekom

Viele neue Smartphones und LTE Hardware – keine neue Hardware für Entertain, VDSL oder Telefonie. Die Ausrichtung wird mobiler und alles wird multimedialer. Wer selbst zur IFA will, der sollte sich mindestens zwei Tage Zeit nehmen. Mehr zu den IFA-Highlights aus LTE Sicht gibt es dort und hier gibt es noch die Tage ein paar Infos von AVM.

Autor: Christian Hans

Familienvater, Ehemann, Business Systems & VMware Specialist, Blogger, eMobility, Photovoltaik, ...

7 Gedanken zu „Die Telekom auf der IFA 2012“

  1. Danke für deine Eindrücke aus Berlin.

    Zum Thema joyn und spotify sehen manche es ja kritisch, weil sie befürchten das damit die Netzneutralität untergraben wird. Bin mal gespannt wie es sich dort weiterentwickelt.

    1. Kritisch ja – so war das von mir eigentlich auch gemeint.

      Ohne Ausnahmen für MobileTV, Spotify und Joyn wären die Dienste unbrauchbar. Genau so wäre unser Mobilfunknetz unbrauchbar, wenn jeder für ein paar Euro eine Flat ohne Limit und SSD bekommen würde. Ausbauen kostet ja auch Geld.

      Interessant wird es, wenn man es auch bei den DSL oder VDSL Anschlüssen umsetzen will.

  2. Klar, die Netzbetreiber haben aber zulange die SMS-Kuh ausgelutscht und WhatsApp & Co verpennt. Joyn wird’s da schwer haben.
    Denke, dass 5GB mobil bald soviel kosten wie heutzutage 1Gb, nämlich fast nix.

    1. Sind aber keine IP Geräte und die waren der Telekom so unwichtig, dass sie so unscheinbar waren und nicht Bestandteil der Führung waren und sie so ganz untergegangen sind. Eine Speedport W921Fibre gibt es wohl auch.

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